Rieder stellt sich vor

RiederDie Ortschaft Rieder liegt am Nordrand des Unterharzes zwischen den Kleinstädten Ballenstedt im Osten und Gernrode im Westen. In einer Höhe von 180 m und 220 Metern erhebt es sich über NN. Sie hat 1800 Einwohner und ist seit dem 01. Dezember 2013 ein Ortsteil von Ballenstedt. Der Name des Ortes verweist auf dessen Ursprung in sumpfigem Gebiet. Das Dorf ist eingebettet zwischen zwei nördlich des Harzes ziehenden Hügelketten aus dem Erdmittelalter. Im Norden durch den Schierberg mit dem zum Eulenbach abfallenden Thieberg. Diese außergewöhnliche Sandsteinrippe aus der Kreidezeit gehört dem östlichen Ausläufer der Teufelsmauer an. Östlich von Rieder erhebt sich der Dicke Stein (Sitzender Mönch). Im Süden lehnt sich der Ort an den Kahlenberg, einen Muschelkalkhöhenzug. Dessen östlicher Nachbar - der Steinberg - erhebt sich über den Eulenbach. Im Wappen von Rieder ist eine Zinnenmauer abgebildet. Sie nimmt Bezug auf die 964 an dieser Stelle erwähnte Rudolfsburg. Der Berliner Architekt Bernhard Sehring ließ sich dort zur Anlage einer Fantasieburg mit Landschaftsgarten inspirieren: der Roseburg. Sie entstand zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Das Erholungsgebiet    Roseburg bietet heute dem Besucher eine gepflegte Parkanlage, in der alljährlich durch den "Förderverein Roseburg e.V." gut besuchte Veranstaltungen geboten werden. 

Rieder verdankt seine Erstnennung einer Urkunde Otto I. vom 13. September 936 und ist somit einer der ältesten Orte des Landes. Der ursprüngliche Siedlungskern umfasste im 10. Jahrhundert das Gebiet um den Thieberg und den angrenzenden Schierberg. Auf dem Thieberg soll zunächst eine Holzkirche gestanden haben, die später durch eine dem heiligen Nikolaus geweihte Steinkirche ersetzt wurde. In der Chronik wird auch ein Kloster erwähnt. Als eine der ältesten Kirchen in Anhalt kann es sich um eine Missionskapelle im Bistum Halberstadt handeln, die aufgrund dieser Bedeutung durch die Königinwitwe Mathilde mit einer noch heute vorhandenen Glocke bedacht wurde. In den 1930er Jahren wurden auf der nördlichen Abdachung des Thieberges Urnen in einem Steingrab geborgen, die auf eine bronzezeitliche Siedlung hinweisen. Einzelfunde bis in die Jungsteinzeit lassen auf eine stetige vorgeschichtliche Besiedlung schließen. Spätestens im 13. Jahrhundert scheint dieser Ort zu klein geworden zu sein. Nahe der Quelle am Fuße des Kahlenberges wird eine größere Kirche gebaut. Davon gibt der spätromanische Turm noch heute Zeugnis. Um den Quellteich entstanden mit der Zeit Ackerhöfe in unregelmäßigem Grundriss und unterhalb ein Herrenhof der Familie von Redere. Das Geschlecht hatte nach mehreren Chronikquellen ihren Sitz in Rieder und ist erstmals 1155 mit Arnold de Redere urkundlich erwähnt. Neben der Bienenkorbglocke aus dem 10. Jahrhundert verfügt Rieder über gut geführte Kirchenbücher seit 1539. Eines aus dem Dreißigjährigen Krieg inspirierte den Schriftsteller Otto Gotsche als Grundlage für seinen 1975 erschienenen Roman "... und haben nur den Zorn". Mit Dreves Küster hat Rieder auch einen eigenen Volkshelden. Der Bauer lehnte sich ab 1548 hartnäckig gegen den anhaltischen Fürsten bzw. dessen Regierungs-Hauptmann Hans von Krosigk in Ballenstedt auf und wird deswegen auch gern "anhaltischer Michael Kohlhaas" genannt. Nicht zuletzt machte Rieder  in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts als größtes Blumendorf von sich reden. Das 1993 sanierte Rathaus steht heute neben der Kirche auf der Zentralen Denkmalliste. 

 

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